BULLDOG RACING

Bravouröser Einsatz

Beim 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring trotzte der Bulldog Racing MINI John Cooper Works 40 Runden lang allen Widrigkeiten. Der kämpferische Einsatz begeisterte die Fans und der rote Flitzer mauserte sich schnell zu einem Publikumsliebling. 

Der Formel 1 Grand Prix von Monaco hat einen höheren Glamour Faktor. Bei den 24 Stunden von Le Mans sind mehr Hightech-Boliden unterwegs. Aber keine Motorsportveranstaltung verströmt eine derartige Faszination wie die 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring. Hier messen sich Vollprofis mit echten Amateuren, hier treffen hochgezüchtete Rennwagen auf Serienfahrzeuge. Genau das macht den Reiz der wilden Hatz durch die „grüne Hölle“ aus. Hier wird Rennsport noch in seiner ursprünglichsten Form zelebriert. Auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings sind packende Rad-an-Rad-Duelle und Motorsport zum Anfassen garantiert. Genau deswegen pilgern die Fans in Scharen zur Kathedrale des deutschen Motorsports. 

Insgesamt 230.000 Race-Aficionados bereiteten den angemessenen Rahmen für die 50. Auflage der 24 Stunden auf dem Nürburgring. Mittendrin der knallrote MINI John Cooper Works von Bulldog Racing, der sich schon nach wenigen Runden zum echten Publikumsliebling mauserte und bei jeder Runde mit Applaus überschüttet wurde. 

Und das, obwohl die Bedingungen für den roten Sympathieträger alles andere als ideal waren. Während die großen Teams sich mit immensem Einsatz von Mensch und Material generalstabsmäßig auf das Rennen vorbereiten, hob Bulldog Racing den MINI JCW fast spontan aus dem Taufbecken. Erst im September des vergangenen Jahres fiel der Startschuss für das Projekt „24 Stunden Rennen“. Dass da nicht alles glatt läuft, ist klar. Deswegen musste das Team den MINI JCW aufgrund eines technischen Problems bei den ersten beiden Qualifyings mit deutlich verringerter Leistung auf den 25,378 Kilometer langen Rundkurs schicken. In der Nacht zum Freitag zahlte sich der unermüdliche Einsatz der Mechaniker aus, die den Defekt fanden und sofort behoben. Das Resultat: Der MINI brannte bei der einstündigen Freitagsession trotz einer unglücklichen Code-60-Zone, bei der die Autos auf 60 km/h eingebremst werden, eine persönliche Bestzeit in den Eifelasphalt. Was noch wichtiger war: Beim Bulldog-Team sah man überall lachende Gesichter. Das Auto funktionierte und die Piloten lobten das neutrale Fahrverhalten. Ein Garant für schnelle Rundenzeiten auf der Nordschleife. 

„Das Auto ist wirklich toll zu fahren und macht eine Menge Spaß. Bei so einem hektischen Rennen wie diesem, ist es wichtig, dass man sich auf die Strecke und die Konkurrenten konzentrieren und sich auf sein Fahrzeug verlassen kann“, freut sich Markus Fischer.

Am Samstag um 16 Uhr begann das mit Spannung erwartete Kräftemessen. Eines der 138 Autos, die sich der Herausforderung „24 Stunden durch die grüne Hölle“ stellten, war der Bulldog Racing MINI John Cooper Works mit der Startnummer 112, der in der SP3T-Klasse an den Start ging. Markus Fischer fuhr den ersten Stint und war sofort in beinharte Positionskämpfe verwickelt, fand aber schnell seinen Rhythmus und startete sehr gut ins Rennen.

Tasteten sich die Fahrer früher erst einmal ab, hat sich das 24 Stunden Rennen mittlerweile zu einem Sprintrennen entwickelt, bei dem vom ersten Meter an mit dem Messer zwischen den Zähnen um jede Hundertstelsekunde gekämpft wird. Dementsprechend hektisch ging es zur Sache und die ersten Unfälle ließen nicht lange auf sich warten, Markus Fischer musste mit dem Bulldog Racing MINI bereits in der ersten Runde mehreren Scharmützeln ausweichen und wurde nur leicht getroffen. Nach acht Runden übernahm Danny Brink das Steuer und setzte die Aufholjagd erfolgreich fort und überholte einen Konkurrenten nach dem anderen. Als Uwe Krumscheid sich nach 16 Runden hinter das Lenkrad schwang, hatte der Bulldog Racing MINI bereits 21 Positionen im Gesamtklassement gutgemacht und kämpfte um den fünften Platz in der stark besetzten SP3T-Klasse. Eine Top-Leistung, die zeigte, dass das Konzept des Boliden auch unter härtesten Bedingungen absolut konkurrenzfähig ist.

Das Renngeschehen blieb weiterhin extrem unruhig und hektisch. Die Konsequenz war eine wahre Unfallorgie und die daraus resultierenden Code-60-Zonen forderten von den Fahrern höchste Konzentration und machte es Ihnen schwer, einen Rhythmus zu finden. Es kam, wie es kommen musste: In der 19. Rennrunde wurde Uwe Krumscheid während eines Überholmanövers bereits zum zweiten Mal auf der Fahrerseite getroffen. Zunächst konnte der MINI noch weiterfahren, doch etwa eine halbe Runde später wurden dem roten Renner die Spätfolgen des „Feindkontaktes“ zum Verhängnis. Im Streckenabschnitt Kallenhard stoppte er an der Leitplanke.

Das Auto wurde abgeschleppt und zurück ins Fahrerlager gebracht, was aufgrund der schieren Anzahl an Unfällen über eine Stunde dauerte. Sofort begannen die Reparaturarbeiten, denn Aufgeben war für das Bulldog Racing Team keine Option. Mit beeindruckendem Teamwork waren die Arbeiten nach nur 90 Minuten abgeschlossen und Jens Dralle steuerte den MINI wieder auf die Strecke. 

Bei Dunkelheit waren die Bedingungen extrem knifflig, da die vielen Unfälle ihre Spuren hinterlassen hatten und die Strecke extrem verschmutzt war. Ein spitzes Carbonteil kann einen Reifen massiv beschädigen, wenn er sich in die Lauffläche bohrt. Genau dieses Schicksal ereilte den John Cooper Works und Jens Dralle musste fast eine komplette Umrundung der Nordschleife mit einem Plattfuß absolvieren. Dieses Malheur warf den Bulldog Racing MINI erneut zurück, doch das Team kämpfte weiterhin bravourös. Das blieb nicht unbemerkt: Die Fangemeinde des roten Flitzers wuchs ständig und damit auch die Feierlaune. An den bekannten Streckenabschnitten machten die Fans mit Lichtinstallationen, Lasern und Feuerwerken die Nacht zum Tag. Sobald der MINI auftauchte, brandete Beifall und Jubel auf.

Diese Unterstützung beflügelte Markus Fischer, der trotz der umfangreichen Reparaturarbeiten nur wenige Stunden zuvor prompt eine neue Team-Bestzeit hinlegte. Doch die Freude währte nur bis zur 40. Runde, als der MINI im folgenden Stint erneut von einem Konkurrenten getroffen wurde, wieder auf der bereits von der zweiten Kollision angeschlagenen Fahrerseite. Der Einschlag und die anschließende Bergung des Fahrzeuges verursachte einen umfangreichen Schaden. In der Box war schnell klar, dass dieser erneute Unfall eine sichere Weiterfahrt unmöglich machte. Die einstimmige Entscheidung des Teams folgte sofort: Der Bulldog Racing MINI John Cooper Works wurde endgültig abgestellt.

Trotz des enttäuschenden Resultats fällt das Fazit positiv aus. „Der MINI John Cooper Works hat sich auch unter härtesten Rennbedingungen als absolut konkurrenzfähig erwiesen. Vor allem, wen man sich vor Augen hält, dass wir erst vor neun Monaten mit diesem Projekt begonnen haben. Mein Kompliment und Dank gilt vor allem dem gesamten Team, das alle heiklen Situationen auf eine bemerkenswerte Art und Weise gemeistert hat“, fasst Teamchef Friedhelm Thelen zusammen.

Der nächste Auftritt des Fahrzeugs findet im Rahmen des Goodwood Festival of Speed in England statt.